09. September 2024
Marktrückblick – August 2024
Wenn die Auflösung von Carry Trades mit Rezessionsbefürchtungen in den USA zusammenfallt…..
Was sind „Carry Trades“ und was passiert, wenn innerhalb kurzer Zeit die selbigen aufgelöst werden? Einfach gesprochen erfolgt eine Verschuldung in einer Währung, die idealerweise einen niedrigen Kreditzins und zusätzlich eine schwächere Tendenz (Abwertung) aufweist. Das Geld aus dem Kredit wird in einem Währungsraum angelegt, dessen Währung aufwertet und dessen Anlagezins (deutlich) oberhalb des Kreditzinses liegt. Natürlich kann auch in Risikoassets (mit einem entsprechenden Trend) angelegt werden wie Aktien, High Techs und Kryptos. Wenn nun der Kreditzins steigt und der Markt die Erwartung hat, dass der Anstieg nachhaltig ist und mit weiteren, schnellen Zinsanhebungen gerechnet wird, reagiert die zugrundeliegende Währung mit Kursgewinnen. In der Folge werden die nicht mehr rentablen Carry Trades (Kreditbetrag erhöht sich, Kreditzins zu teuer) aufgelöst und die Risikoassets verkauft. Dies kann die Effekte dramatisch verstärken: Aktien und Kryptos werden mit hohem Volumen verkauft, durch das hohe Volumen in kurzer Zeit können die Kurse stark fallen; die Kreditwährung wird mit hohem Volumen gekauft, so dass die Währung übermäßig steigen kann. Die beiden Trends verstärken zusätzlich die Auflösung von weiteren Carry Trades. So geschehen am Monatsanfang mit dem japanischen Yen, der viele Jahre als Verschuldungswährung mit niedrigen Zinssätzen gedient hat. Viele Anleger haben zusätzlich von der immer schwächeren Währung profitiert, der Kredit wurde weniger wert. Durch eine unerwartet hohe Zinsanhebung verbunden mit der Erwartung weiter stark steigender Zinsen in Japan wurden fast panikartig Aktien, v.a. der High Techs und Kryptowährungen, verkauft.
Wenn das nicht schon gereicht hätte, wurden die Anleger von einem überraschend schwachen US Arbeitsmarkt geschockt: Das böse „R“-Wort machte die Runde; der Bericht löste Befürchtungen über eine US Rezession aus. FED Chef Powell konnte die Gemüter auf dem internationalen Notenbankentreffen in Jackson Hole mit Signalen für eine baldige Zinssenkung wieder beruhigen, da die Inflation unter 3% sank.
In Europa wird ebenfalls für September mit einer Zinssenkung gerechnet, da die Inflationsraten auf 1,9% (D) bzw. 2,2% (Eurozone) sanken. Die Konjunktur ist weiter angeschlagen, die Industrie verharrt weltweit in der Rezession, so dass v.a. exportorientierte Unternehmen in Deutschland leiden. Der ifo-Geschäftsklimaindex fällt weiter. Neben Handel und Bau geraten nun auch die Dienstleister unter Druck. Trotz der hohen Lohnabschlüsse konnte der private Konsum bislang nicht zur Stabilisierung der Konjunktur beitragen. Der GfK-Konsumklimaindex fällt weiter. In Anbetracht von geopolitischen Risiken wie den vielen Kriegen und einer fehlenden Planungssicherheit in Deutschland durch vielfältigen Koalitionsstreit wird in Deutschland lieber gespart als konsumiert. In Q2 hatten wir ein negatives Wirtschaftswachstum von 0,1%.
Vergleicht man Monatsanfang mit dem Ende, haben sich die 10-jährigen Zinsen mit 2,3% (Euro) und 3,9% (USA) kaum verändert. In der Zeit der hohen Unsicherheit hatten wir allerdings 2,07% und 3,66% gesehen. Frankreich hat weiter keine Regierung und daher erhöhte Risikoaufschläge bei Staatsanleihen.
Der Dax gab zum Monatsanfang gut 5% nach, um am Ende ein neues All Time High mit 18.970 zu erreichen. Einem ähnlichen Verlauf nahm der S&P 500. Deutlich unter seinem ATH blieb der NASDAQ. Der NIKKEI 225 erlebte am 5.8. einen schon fast historischen Einbruch und verlor ca. 12%, konnte sich zum Monatsende aber ebenfalls erholen.
Der EURO gewann zum USD 2 Cents auf 1,10 EUR/USD. Der japanische Yen hatte schon im Juli zugelegt und konnte weiter auf 161 EUR/JPY gewinnen.
Das Gold konnte um ca. 3,5% zulegen und notierte bei 2.524 USD/Unze auf ATH. Das Öl (Brent) gab auf 77,09 US-$ nach.
In der aktuellen Situation reagieren die Märkte auf volkswirtschaftliche Daten sehr nervös und volatil. Daten, die bislang positiv gesehen wurden (schwächere Arbeitsmarktdaten bringen Zinssenkungen), werden nun negativ eingeschätzt (schwächere Arbeitsmarktdaten bergen Rezessionsgefahr!).
Über- oder Unterbewertungen werden durch die Märkte irgendwann entdeckt und korrigiert. So geschehen beim Yen, der seit 2022 ca. 50% zum USD verloren hat. Ein Faktor war die sich immer mehr ausweitende Zinsdifferenz. Nun scheint sich diese aber wieder einzuengen, ausgelöst durch die erste Zinsanhebung in Japan, weitere werden wohl folgen. Die Carry Trades wurden fast panikartig aufgelöst und Yen gekauft. Auch mögliche Überbewertungen bei KI Werten (Nvidia) wurden zuletzt korrigiert.
Was können wir aus den Marktturbulenzen des August lernen? Die starken Verluste der Aktienmärkte zum Monatsbeginn wurden zum Ende weitgehend oder mehr als ausgeglichen. Wer im Urlaub war, hat möglicherweise kaum etwas davon mitbekommen. Eine ruhige Hand bei der Kapitalanlage und eine längere Perspektive können die Nerven schonen und bei Panikverkäufen können sich gute Einstiegskurse ergeben.
Ihr DAS WERTEHAUS-TEAM
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Quelle der Grafiken: vwd Portfoliomanager