11. April 2024
Marktrückblick – März 2024
Ist Deutschland (wirtschaftlich) wieder der kranke Mann in Europa?
In Deutschland wird für 2024 nur mit einem Miniwachstum von 0,1% gerechnet. Nach einem Rückgang des BIP im ersten Quartal wird von einer leichten Erholung ausgegangen. Darauf deuten sowohl die Erwartungskomponente des ifo-Indexes wie auch der ZEW-Index hin. Jedoch bleibt der private Konsum trotz deutlicher Reallohnsteigerungen wegen v.a. der politischen Unsicherheiten schwach. Auch für Europa werden die Wachstumsaussichten reduziert, bleiben aber mit 0,7% deutlich über den deutschen. Die Aussichten für die USA wurden hingegen deutlich nach oben auf 2,1% angehoben. Für China wurde auf dem Nationalen Volkskongress eine Wachstumsrate von 5% beschlossen und durch geld- und fiskalpolitische Maßnahmen unterstützt.
Aufgrund des geringen Wachstums in Europa sinken die Inflationsraten, in Deutschland auf 2,2%. Die erste Leitzinssenkung wird für Juni erwartet. Die Schweiz ist vorgeprescht und hat bereits im März die Zinsen auf 1,5% gesenkt, nachdem die Inflation 1,2% erreicht hatte. Für die USA hat die FED 3 Zinssenkungen prognostiziert, obwohl die Inflation aufgrund des guten Wachstums und des angespannten Arbeitsmarktes bei 3,2% lag. Erstmals seit 17 Jahren hat die Bank of Japan die Zinsen (0-0,1%) angehoben und beendet die Kontrolle der Renditen für Staatsanleihen und die Käufe von Aktien ETF´s.
In diesem Umfeld gaben die Renditen der 10-jährigen Bundesanleihen leicht auf 2,39% nach, auch die 10-jährigen US-Treasuries verloren leicht auf 4,21%.
An den Aktienmärkten ging die Rallye weiter: Der Dax legte ca. 4,6% zu und erreichte neue All Time Highs, auch der S&P 500 konnte um weitere 3% hinzugewinnen. Der Nikkei erreichte erstmals die magische Grenze von 40.000 Punkten.
Das Umtauschverhältnis EUR/USD blieb relativ unverändert bei 1,08. Allerdings wird der US-$ von den besseren Wirtschaftsaussichten unterstützt sowie der Tatsache, dass erstmalig wohl die EZB vor der FED die Zinswende einleitet. Nach der Zinssenkung in der Schweiz legte der Euro gegenüber dem Schweizer Franken auf 0,97 EUR/CHF zu.
Das Gold hat in den Rallyemodus geschaltet und konnte ca. 10% gewinnen auf 2.255 US-$. Und auch das Öl (Brent) stieg wegen der geopolitischen Situation um ca. 6,5% auf 87,48 US-$.
Nach den fulminanten Anstiegen v.a. der Aktienbörsen (Ausnahme China!) würde den Märkten technisch eine Konsolidierung guttun. Wir erwarten aktuell eher eine volatile Seitwärtsbewegung auf hohem Niveau als eine grundsätzliche Trendwende. Auslöser könnten geopolitische Spannungen, eine ausbleibende Konjunkturaufhellung in Europa oder weiter aufgeschobene bzw. ausbleibende Zinssenkungsphantasien sein. Gerade in den USA drohen bei einem weiter positiven Konjunkturausblick bei angespannter Beschäftigungslage die angekündigten Zinssenkungen geringer oder ganz auszufallen. Zu einer Gefahr für die US Wirtschaft könnten die Probleme bei gewerblichen Immobilienfinanzierungen werden, die u.U. den Bankensektor stark negativ belasten könnten und dann doch Zinssenkungen notwendig machen. Ab September wird sich die FED wegen des Wahlkampfes in den USA wohl mit Zinsmaßnahmen zurückhalten. Grundsätzlich sprechen für reale Assets die erhöhten Investitionen von Unternehmen und Staaten z.B. in Infrastruktur, KI, Digitalisierung und Dekarbonisierung, um nur einige Themen zu nennen, die für eine strukturell höhere Inflation sprechen. Die aktuell rückläufigen Inflationsraten v.a. in Europa und Asien (China) könnten die Renditen der Staatsanleihen weiter zurückführen ehe durch die ab 2025 erwartete weltweite Konjunkturerholung die langfristigen Zinsen wieder steigen könnten. Die allseits erwartete Euro Erholung zum US-$ könnte geringer oder gänzlich ausfallen, wenn die EZB vor der FED mit Zinssenkungen beginnt und damit die Zinsdifferenz sogar größer wird und die US Konjunktur sich weiter so robust entwickelt.
Ihr DAS WERTEHAUS-TEAM
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Quelle der Grafiken: vwd Portfoliomanager