05. Juni 2023
Marktrückblick – Mai 2023
Warum verharren die Aktienmärkte trotz der Risiken auf dem hohen Niveau?
Das Wachstum des BIP in Deutschland ist das 2. Quartal in Folge negativ: Wir sind damit in einer technischen Rezession! Auch global scheint die Rezession hauptsächlich die Industrie, d.h. die Produktion zu betreffen. Das Auftragspolster, das sich die vergangenen Jahre wegen der Lieferkettenproblematik aufgebaut hat, wurde abgearbeitet und nun scheinen ab Sommer die Folgeaufträge zu fehlen.
Der aktuelle ifo-Geschäftsklimaindex spiegelt dieses Bild klar wider: V.a. die Erwartungskomponente schwächt sich weiter ab. Verarbeitendes Gewerbe, Handel und Dienstleistungen werden leichter erwartet. Im Bau wirken sich die deutlich erhöhten Kosten und Zinsen negativ auf die Neubauten aus. Die aktuelle Lage, v.a. in den USA, China und Europa wird fast ausschließlich von den Dienstleistungen getragen und hier vom privaten Konsum. Das in der Corona Zeit aufgebaute Sparvermögen scheint zu helfen.
Die Inflationsraten sind dies- und jenseits des Atlantik auf dem Rückzug. Aufgrund der aber deutlich über der Zielmarke verbleibenden Zahl von 6,1% (Europa/Kernrate 5,3%) und des weiter bestehenden Preisdrucks bei Waren und Dienstleistungen wird für den Juni mit einer weiteren Zinserhöhung durch die EZB gerechnet. Für die FED wird eine Zinspause erwartet. Der Arbeitsmarkt bleibt in den USA allerdings mit einer Arbeitslosenquote von 3,5% angespannt, jedoch nimmt der Lohndruck ab.
Sowohl in Europa wie auch in den USA bleiben die Finanzierungsbedingungen angespannt. Zum einen werden die Banken restriktiver, zum anderen wirken die erhöhten Zinsen dämpfend auf die Kreditnachfrage von Unternehmen und Privatpersonen. Aber auch in der Realwirtschaft ist die Gefahr einer konjunkturellen Abkühlung aufgrund der sinkenden Kreditvergabebereitschaft und – nachfrage akut.
Im diesem Umfeld hoher Unsicherheit haben sich die Renditen der deutschen und amerikanischen 10-jährigen Staatsanleihen kaum verändert. Die kürzeren Bundesanleihen rentieren deutlich höher, im 1 Jahresbereich mit 3,16% ca. 0,9% p.a. als die 10-jährigen. Die amerikanischen Treasuries litten zeitweise unter dem Streit um die Schuldengrenze und der Gefahr einer Zahlungsunfähigkeit der USA mit möglichen dramatischen Auswirkungen für die Weltwirtschaft. Nach der absehbaren Einigung trat eine Beruhigung an der Zinsfront ein.
Der DAX konnte sein All Time High nicht bis zum Monatsende retten und verlor 1,6%. MDAX (-4,7%) und EuroStoxx 50 (-3,2%) gaben noch stärker ab während der S&P 500 leicht zulegen konnte. U.a. wegen der Aussagen von Nvidia zu dem Thema KI konnte der NASDAQ um 5,8% zulegen. In Japan stieg der Topix um 3,5%. Der Nikkei scheint technisch ausgebrochen zu sein.
Die Erwartung, dass es noch in 2023 zu ersten Zinssenkungen in den USA kommen könnte, scheint sich zu relativieren mit der Folge, dass der € 3,5% zum USD verlor.
Das Gold gab leicht auf 1.971 USD nach, wegen Konjunktursorgen verlor das Silber 6% und das Rohöl 8% auf 73,18 US$ (Brent).
Die Konjunktur schwächelt, v.a. in der Produktion. Deutschland ist in einer technischen Rezession. Die Anschlussaufträge scheinen ab Sommer zu fehlen. Die Inflation ist weiter deutlich über dem Zielkorridor von 2%. Die Gewinne werden wohl für 2023 rückläufig sein. Warum also verharren die Aktienmärkte auf so hohem Niveau? Wer behält am Ende Recht? Der Markt oder skeptische Anleger, die anscheinend noch unterinvestiert sind? Vielleicht bringt KI den Unternehmen zusätzlichen Umsatz und Gewinne, sinken die Inflationsraten wie im Mai überraschend stark, kommen doch die ersten Zinssenkungen in den USA und gibt es eine Lösung der geopolitischen Themen (Ukraine, Taiwan ect.)? Wenn ja, werden viele unterinvestierte Anleger auf dem falschen Fuß erwischt und müssen kaufen, auch gegen ihre Überzeugung, um die Underperformance gegenüber der Benchmark nicht noch größer werden zu lassen.
Ihr DAS WERTEHAUS-TEAM
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Quelle der Grafiken: vwd Portfoliomanager